Luzern – ein überraschend starker Pharmakanton
Pharmaindustrie – das ist nicht nur in Basel! «Die Kraft der Pharmabranche im Kanton Luzern ist überraschend gross und wird häufig unterschätzt», sagte Regierungspräsident Reto Wyss an einem Anlass der Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft (AWG) in Schachen.
Das amerikanische Unternehmen MSD (Merk, Sharp & Dohme) ist nach Novartis eines der weltweit grössten Pharmaunternehmen mit 72’000 Mitarbeitenden. Über 1000 davon arbeiten bei MSD in der Schweiz. Kaum wahrgenommen wird, dass der Weltkonzern seit mehr als 60 Jahren im Kanton Luzern tätig ist. «MSD hat in den Standort Schachen seit 2012 etwa 150 Millionen Franken investiert und bietet aktuell im Kanton Luzern rund 800 Arbeitsplätze für Festangestellte», sagte Finanzchef Franz Escherich vor 110 AWG-Mitgliedern.
Schachen: weltweite Ausstrahlung
«Der Standort Schachen ist ein Innovations- und Forschungsmotor mit internationaler Bedeutung», erläuterte Escherich. Hier betreibt MSD einen von weltweit zwei Standorten, die klinische Studien mit neuen Arzneimitteln versorgen. Die klinischen Prüfmuster werden hier verpackt, etikettiert und an klinische Zentren in der ganzen Welt verschickt. Die streng überwachten Studien zeigen, ob die neuen Medikamente wirksam und sicher sind.
Zudem verfügt Schachen über eines von vier forensisches Labors im globalen MSD Netzwerk. Wissenschaftlerinnen und Wissenschafter arbeiten am Erkennen von Manipulationen und Fälschungen von MSD-Produkten
Patientenwohl - zuallererst
Die nationale Bedeutung der Life Science-Branche erläuterte René Buholzer vom Branchenverband Interpharma. In der hitzigen Debatte über die Gesundheitskosten werde die Wirkung der Branche verkannt. «Die Schweizer Pharmaunternehmen entwickeln laufend neue Medikamente und Therapien, die das Leben von Patientinnen und Patienten mit schweren oder seltenen Krankheiten verbessern.» Mit Erfolg: So seien die Sterbefälle infolge Krebs zwischen 1995 und 2019 um 24 Prozent zurückgegangen – trotz konstant vieler Neuerkrankungen. Zudem seien durch innovative Medikamente alleine 2019 2 Millionen weniger Krankenhaustage angefallen
Taktgeber in der Innovation
«Die Pharma ist schweizweit die wichtigste Investorin in Forschung und Entwicklung.»: Buholzer lieferte Zahlen: Die Pharmaunternehmen investieren in der Schweiz über 70 Prozent mehr in Forschung und Entwicklung, als sie in der Schweiz an Umsatz machen. Das heisst für jeden Franken Umsatz fliessen allein in den Forschungsstandort CHF 1.70 zurück.“ Nur dank Pharmaindustrie sei die Schweiz bei der Einreichung von Patenten Spitzenreiter.
Grösster Beitrag an das BIP
Als Jobmotor beschäftigt die Pharma in der Schweiz rund 50'000 Personen, dazu kommen 250'000 Arbeitsplätze von Zulieferern oder Partnern. Die Bruttowertschöpfung der Branche beläuft sich auf über 74 Milliarden Franken pro Jahr. Das entspricht fast 10 Prozent des schweizerischen BIP (Bruttoinlandprodukt). Dazu kommt eine im Vergleich zu anderen Branchen hohe Produktivität: Pro Arbeitsplatz erwirtschaftet sie fünf Mal so viel Wertschöpfung wie der Durchschnitt der Wirtschaft.
Impressionen
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