05 Apr2022

Wirtschaft: Am Schalthebel der Nachhaltigkeit

Bewertung: 5 / 5

Sie prägten den AWG-Anlass, von rechts: Präsident Josef Wyss, Alex Meyer, Tina Teucher, Urs Meyer und AWG-Geschäftsleiter Kurt Bischof.
Bild zvg

Die renommierte Nachhaltigkeits-Experten Tina Teucher motiviert die Wirtschaft zu nachhaltigen Geschäftsmodellen. Gleichzeitig plädierte sie an einer Veranstaltung der AWG Luzern für eine Abkehr von der verkopften Sicht der Nachhaltigkeit. „Machen Sie’s mit Leichtigkeit und Humor!“

Die Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft (AWG) Kanton Luzern setzt das Jahr 2022 unter das Motto „überraschend nachhaltig“. Sie will Leuchttürme für nachhaltiges Wirtschaften sichtbar machen und diese Bewegung verstärken.

Die „magischen K“ für die Wirtschaft

Gemäss der Nachhaltigkeitsexpertin Tina Teucher aus München wird das Bedürfnis nach Veränderungen in den Bereichen Leben, Konsum und Wirtschaften immer stärker. Das belegen die steigenden Umsätze für Bio-Angebote, nachhaltige Produkte und Investitionen - oder der Wunsch nach einer Kombination von Lifestyle und Sustainability. Darauf müsse die Wirtschaft mit den „magischen fünf K“ reagieren: Kerngeschäft hinterfragen, Kreisläufe schaffen, Klimaschutz umsetzen, Kultur gestalten, Kooperationen eingehen. Teucher sagte den Unternehmern klar und deutlich: „Geht es um Nachhaltigkeit, sitzt die Wirtschaft am Schalthebel.“

Mit Leichtigkeit und Humor

Allerdings wollte Teucher die Verantwortung nicht allein auf die Wirtschaft abschieben. „Nachhaltigkeit geht nur im Zusammenspiel der drei gleichwertigen Player Bevölkerung/Konsum, Politik und Wirtschaft.“
Teucher nahm dem Publikum die Angst. Nachhaltigkeit bedeute nicht einfach Verzicht, Moralin und bitterer Ernst. „Echte Nachhaltigkeit funktioniert nicht dozierend von oben nach unten, sondern das Bedürfnis wächst von innen.“ Die Referentin machte gleichzeitig Mut, dass jede Person als Teil der Zivilgesellschaft für sich und die Umwelt etwas beitragen kann. Und: „Machen Sie es mit Leichtigkeit und auch mit einer Prise Humor.“

Blech Meyer tut es – unaufgeregt!

Die AWG-Veranstaltung fand bei der Meyer BlechTechnik AG am Standort Brittnau statt. Das inhabergeführte Unternehmen der Familien Urs und Alex Meyer ist das beste Beispiel, dass viele Luzerner Unternehmen schon heute „überraschend nachhaltig“ unterwegs sind. Die Meyer BlechTechnik setzt auf allen drei Standorten Grosswangen, Buttisholz und Brittnau auf PV-Anlagen, Abwärme- und Wärmerückgewinnung. Seit vielen Jahren werden ausschliesslich LED-Lampen verwendet und bei den Blechen funktioniert eine beeindruckende Kreislaufwirtschaft. Der anfallende Abfall wird kontinuierlich optimiert und laufend reduziert. Nachhaltigkeit bedeutet bei der Meyer BlechTechnik auch eine familiäre Betriebskultur für die 225 Mitarbeitenden, gesunde Arbeitsplätze (Licht, Durchlüftung, Ergonomie) und Menschen mit Beeinträchtigungen erhalten bei Blech Meyer die Chance für einen Arbeitsplatz.

„Liefert die Schutzwesten“
„Uns alle schockt dieser ungerechtfertigte Angriffskrieg von Putin“, sagte AWG-Präsident und Kantonsrat Josef Wyss in seiner kurzen Lagebeurteilung. „Wir können fast nicht akzeptieren, dass das, was wir als überwunden geglaubt haben, wieder eingetroffen ist. Ein realer, ein terrestrischer Krieg in Europa!“ Es sei richtig, dass die Schweiz die Sanktionen mittrage und die transatlantische Allianz stärke. Es gelte nun mit Gastfreundschaft, Freiwilligenarbeit und der Offenheit der Wirtschaft als Arbeitgeber den Opfern beizustehen. Dezidiert äusserte sich der AWG-Präsident zum bürokratischen Kleinkrieg zwischen EDA und Seco über den Stellenwert der Schutzwesten. Während in der Ukraine Menschen sterben, leiste sich die Schweiz eine bürokratische Luxusdebatte über den Status der Schutzwesten. In einer solchen Situation müsse man grosszügig sein. „Liefert endlich dieses Schutzwesten, lieber heute als morgen“, forderte Wyss Richtung Bundesbern.