Politisieren wird immer anspruchsvoller

Bewertung: 0 / 5

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv
 
runder tisch 04 11 2021
Lassen sich von den tiefen Gräbern die Stimmung nicht verderben, von links: Guido Graf, Leo Müller, Ida Glanzmann-Hunkeler, Andrea Gmür und Reto Wyss. Bild zvg

Die Gräben in der Gesellschaft werden tiefer, Gemeinsinn hat nicht Hochkonjunktur und neue Bewegungen bedrängen die Parteien. Dadurch wird Politisieren anspruchsvoller, wie der «Runde Tisch» der AWG Luzern bei der Suisag AG in Sempach vor 120 Zuhörenden gezeigt hat.

Der jährliche «Runde Tisch» der Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft (AWG) widmet sich jeweils einem generellen Thema, das die Politik auf kantonaler und nationaler Ebene betrifft. Über das «Politisieren in der Zeit der Grabenkämpfe» diskutierten die Regierungsräte Guido Graf und Reto Wyss, Ständerätin Andrea Gmür sowie die Nationalratsmitglieder Ida Glanzmann-Hunkeler und Leo Müller, moderiert von Oliver Kuhn.

Immer mehr und immer tiefere Gräben

Trotz anfänglicher Zurückhaltung gaben schliesslich alle Diskussionsteilnehmenden zu, dass die gesellschaftlichen Gräben zahlreicher und tiefer geworden sind. Spitze des Eisbergs - beziehungsweise Tiefpunkt des Grabens - ist das Hickhack um die Corona-Politik. «Es ist Fakt, dass die Polarisierung zunimmt», sagte Ständerätin Andrea Gmür. Regierungsrat Reto Wyss sieht die Ursache bei der Ich-Perspedktive. «Gemeinsinn hat nicht Hochkonjunktur.» Doch es gibt auch Kehrseiten. «Das Regieren während der Pandemie hat uns als Team zusammengeschweisst.» Nationalrat Leo Müller beklagte, «dass Extreme stärker wahrgenommen werden als leisere, konstruktive Töne dazwischen». Diesbezüglich zog er auch (aber nicht nur) die Medien in die Verantwortung. „Die Spirale, je extremere Meinungen geäussert werden desto mehr Medienpräsenz muss durchbrochen werden.“

Welche Rolle bleibt den Parteien?

Zur explosionsartigen Zunahme von Referenden sagte Nationalrätin Ida Glanzmann-Hunkeler: «Es ist eine gefährliche Entwicklung, wenn gegen jedes Gesetz, das vom Parlament in einem differenzierten Prozess erarbeitet worden ist, das Referendum ergriffen wird. «Für was haben wir denn überhaupt noch ein Parlament, wenn alles falsch sein soll?», fragte sie provokativ.
Tatsächlich übernehmen, auch durch die Möglichkeiten der neuen Medien, Verbände, Gruppen und thematische Bewegungen immer mehr die Rolle von politischen Playern. Während dies Ida Glanzmann Sorgen macht, bekundete Regierungsrat Guido Graf damit keine Mühe. «Wer will, soll sich doch engagieren und organisieren dürfen, das macht mir keine Angst.» Hingegen wies er auf einen grundsätzlichen Punkt hin: «Geht dieser Trend weiter, geraten die grossen Parteien in eine Identitätskrise.» Noch provokativer: «Was ist dann noch die Rolle der Parteien?»

Suisag AG
Die AWG Luzern hatte das Privileg als erste externe Gruppierung die Suisag AG in ihrem Neubau in Sempach zu besuchen. Die Suisag mit ihren rund 100 Mitarbeitenden setzt sich für eine erfolgreiche Schweinehaltung im Inland und für internationale Genetik-Kunden ein. Die Suisag ist Marktleader in der Schweiz. Aber: «Der Schweizer Markt ist und bleibt wichtig, aber er reicht für die Zukunft nicht», sagte Geschäftsführer Matteo Aeppli. Auf internationaler Ebene sehe sich die Suisag aber mit ungleich grösseren Konkurrenten konfrontiert. «Doch wir stellen uns diesem Kampf dank der Schweizer KMU-Werte Innovation, Flexibilität und persönliche Beziehungen.»

  

Impressionen 

Tags: AWG Runder Tisch, Wirtschaft

Drucken